Äthiopien: Krise in der Gesundheitsversorgung verschärft durch Massenvertreibungen in Oromia

Äthiopien: Krise in der Gesundheitsversorgung verschärft durch Massenvertreibungen in Oromia

Addis Ababa (IKRK) – Aufgrund der anhaltenden Gewalt in der äthiopischen Region Oromia wurden kritische Infrastrukturen beschädigt, Gesundheitseinrichtungen und Wasserversorgungssysteme wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen.
News release 22. Juni 2023 Äthiopien

Fehlendes Material und zu wenig Medikamente für Notfälle 

In Begi, einem Bezirk mit 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern, wurden fast alle 42 Gesundheitsstationen geplündert oder beschädigt. Patientinnen und Patienten mit lebensbedrohlichen gesundheitlichen Problemen erhalten keine Nothilfe, da die Gesundheitseinrichtungen schliessen mussten.

Die Mauern des Spitals Guduru, das mehr als fünf Bezirke versorgt, wurden von Kugeln durchlöchert und sein Wassertank wurde beschädigt. Betten, Ausrüstung, chirurgisches Material, Medikamente und Ambulanzen wurden geplündert. Gleichzeitig ist die Zahl der Patientinnen und Patienten drastisch gestiegen, da tausende Menschen, die ihr Zuhause verlassen mussten, in diese Region gekommen sind. Dadurch ist es für die Mitarbeitenden extrem schwierig geworden, die Bevölkerung zu versorgen.

„Wir haben zu wenig Medikamente für Notfälle. Uns fehlt Material für Operationen. Wir haben keine Betten. Und jetzt ist wegen des Schadens am Tank auch die Wasserversorgung nicht mehr gewährleistet. Zudem wurde die lokale Apotheke zerstört und sie haben sämtliche Medikamente und das ganze Material mitgenommen", erklärte Dr. Alemayehu Kiri.

Hunderttausende Menschen in der äthiopischen Region Oromia sind schwer von der aktuellen Gewalt betroffen. Viele von ihnen benötigen humanitäre Hilfe und die Situation könnte sich weiter verschlechtern, da die anhaltenden Kämpfe den Zugang für Helferinnen und Helfer zu vielen Gebieten einschränken. Besonders gross sind die Bedürfnisse in Teilen von Guji, Wellegas und Borena.

„Die Schüsse waren unerträglich, weshalb wir flohen, um unser Leben zu retten. Es war ein Albtraum und sehr schwierig für meine Kinder. Wir haben alles verloren und keinerlei Hilfe erhalten, seit wir in Balo angekommen sind. Niemand hat gefragt, wie es uns geht", erklärte Mulu Takele, eine vertriebene Mutter mit sieben Kindern.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), das mit der Äthiopischen Rotkreuzgesellschaft (ERCS) zusammenarbeitet, sieht sich angesichts der enormen Bedürfnisse und trotz der Ausdehnung der Einsätze auf den westlichen Teil der Region Oromia und die Region Guji, mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Das IKRK und das ERCS in Oromia bemühen sich, die von der Gewalt am stärksten betroffene Bevölkerung in besonders schwer zugänglichen Gebieten wie Bubul, Begi und Kondole, Balo, Bareda und Kombolcha, wo kaum andere humanitäre Organisationen Hilfe leisten, zu schützen und zu unterstützen, sind dabei allerdings stark überlastet. „Wir mussten schwierige Entscheide treffen und Orte auswählen, an denen kaum andere humanitäre Akteure präsent sind", sagte Julian Jaccard, Leiter der IKRK-Subdelegation in Nekemte. „Die Menschen in diesen Gebieten haben über lange Zeit enorm gelitten."

So hat das IKRK in Oromia, Äthiopien seit Januar 2023 geholfen:

  • 62 800 Personen wurden mit Lebensmitteln, Haushaltsgütern, Schutzunterkünften und Bargeld unterstützt.
  • 12 Gesundheitseinrichtungen wurden regelmässig mit medizinischen Gütern und Ausrüstung wie Medikamenten, medizinischen Verbrauchsgütern, Einrichtungen und Hygieneartikeln versorgt. Gleichzeitig wurden Empfehlungen für den Umgang mit Plünderungen erteilt, damit grundlegende medizinische Dienstleistungen weiterhin oder wieder angeboten werden können.
  • 32 500 Personen wurde geholfen, Kontakt zu Familienangehörigen wiederherzustellen oder aufrechtzuerhalten, indem ermöglicht wurde, über Rotkreuz-Nachrichten oder Telefonanrufe zu kommunizieren. Für einige der betroffenen Menschen bedeutete dies eine beispiellose Erleichterung.
  • 187 000 Personen, darunter Gefangenen, konnte Zugang zu sauberem Wasser ermöglicht werden. Dem Gesundheitspersonal ermöglicht dies ebenfalls, sicher zu arbeiten und Leben zu retten.

Weitere Auskunft erteilen:

Jude Fuhnwi, IKRK Addis Ababa, +251 944 101 700, jfuhnwi@icrc.org
Alyona Synenko, IKRK Nairobi, +254 709 132 336, asynenko@icrc.org