Erster „Humanitarian Impact Bond“ stellt physische Rehabilitationsleistungen für von Konflikt betroffene Menschen bereit

Erster „Humanitarian Impact Bond“ stellt physische Rehabilitationsleistungen für von Konflikt betroffene Menschen bereit

Genf (IKRK) -- Dank des ersten „Humanitarian Impact Bond“ (HIB) haben bereits über 3 000 Menschen mit Behinderung in der Demokratischen Republik Kongo (DRK), in Mali und in Nigeria physische Rehabilitationsleistungen erhalten. Dieses 2017 vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) lancierte innovative Finanzierungsinstrument hat bereits den Nachweis erbracht, in Zeiten globaler Schwierigkeiten eine effiziente projektbasierte Finanzierung bereitstellen zu können.
News release 28. Juli 2022 Mali Nigeria Demokratische Republik Kongo

In Nigeria leben rund 29 Millionen Menschen – etwa 14 % der Bevölkerung – mit einer Behinderung; viele von ihnen haben jedoch keinen Zugang zu physischen Rehabilitationsleistungen. Im Nordosten des Landes fehlt infolge von Konflikt und Gewalt eine grundlegende Gesundheitsversorgung und die Menschen sind gezwungen, mehr als 900 Kilometer zurückzulegen, um sich angemessen medizinisch versorgen zu lassen.

„Es ist ein wichtiger Schritt, funktionsfähige Einrichtungen in Nigeria und anderswo zu betreiben. Es ist eine Gelegenheit für Millionen Menschen, ein besseres Leben zu führen", so Daniel Odhiambo, IKRK-Teamleiter für das physische Rehabilitationszentrum in Maiduguri. „Es ist der erste Schritt auf einem langen Weg, damit die Menschen in den kommenden Jahren Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen erhalten."

Der Betrieb der drei Zentren in Nigeria, der DRK und in Mali wurde anhand eines einzigartigen Finanzierungsinstruments, dem sogenannten „Humanitarian Impact Bond", ermöglicht. Die anfängliche Finanzierung wurde durch soziale Investoren wie die Bank Lombard Odier und NewRe bereitgestellt und wird am Ende im Rahmen einer „Payment-by-Result"-Vereinbarung von den Geldgebern der umzusetzenden Projekte, darunter die Schweizer, die belgische, italienische und britische Regierung sowie die „La Caixa Foundation", zurückgezahlt.

COVID-19, Militärputsche und das Aufflammen von Gewalt haben die Umsetzung des Projekts erschwert. Aber trotz aller Herausforderungen sind die Zentren im Hinblick auf Zeitmanagement, Kompetenzen des Personals, Lagerverwaltung und Ressourcenmanagement 9 % effizienter als ihre entsprechenden Vergleichseinrichtungen. Diese Kriterien und andere grundlegenden Elemente wie die Qualität der Versorgung und die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten waren die entscheidenden Faktoren zur Bestimmung des Erfolgs des HIB.


Der HIB hat gezeigt, dass er im Zusammenhang mit der Diversifizierung unserer Finanzierung für umfassende mehrjährige Projekte ein starkes Instrument ist. Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern und ihr Vertrauen in uns waren entscheidend, insbesondere in einer Zeit, in der die Bedürfnisse weltweit steigen und die humanitäre Finanzierung stagniert. Heute sind wir froh, sagen zu können, dass das Projekt seine Ziele erreicht hat und bereits über 3 000 Menschen Zugang zu lebensverändernden physischen Rehabilitationsleistungen hatten

IKRK-Präsident Peter Maurer.

Der HIB war ein erfolgreicher Versuch für private und öffentliche Akteure, Ressourcen und Expertise miteinander zu verbinden und somit den Weg zu ebnen für andere innovative Projekte, weitere Ressourcen zu generieren, um der wachsenden Lücke bei der humanitären Finanzierung Einhalt zu gebieten. Investoren, die dem IKRK für dieses Projekt ihr Vertrauen geschenkt haben, erhalten ihre Investition vollumfänglich zurück, und obschon kein finanzieller Gewinn aus dem Projekt gezogen werden kann, sind die menschlichen und humanitären Auswirkungen doch beispiellos.

"Finanzielle Innovation und ein starkes Engagement für humanitäre Zwecke sind Kernbestandteile der DNA von Lombard Odier. Wir sind stolz darauf, das IKRK dabei unterstützt zu haben, einen wirklich innovativen Finanzierungsmechanismus zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Er bietet die langfristige Finanzierung, die erforderlich ist, um die Bereitstellung humanitärer Dienstleistungen für Menschen in Konfliktländern zu erneuern und sowohl die Produktivität des Gesundheitspersonals als auch den Standard der Versorgung zu verbessern", sagte Dr. Maximilian Martin, Global Head of Philanthropy.

Das IKRK bemüht sich durch die Zusammenarbeit und Partnerschaften im humanitären, Entwicklungs- und Privatsektor um neue Arbeitsweisen. So soll bis 2030 ein steigender Anteil seiner Einnahmen aus innovativen Finanzierungsinstrumenten stammen. Spenderinnen und Spender sowie Investoren werden eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Lebensbedingungen von Millionen Menschen spielen.

„Das Aussenministerium des Vereinigten Königreichs (FCDO) unterstützt das IKRK seit Jahrzehnten bei einer Reihe von humanitären Projekten. Wir sind stolz darauf, Teil dieser bahnbrechenden Initiative gewesen zu sein, die öffentliche und private Akteure zusammengebracht hat, um neue Wege zur Steigerung der Effizienz humanitärer Maßnahmen zu finden und die Wirkung für Menschen mit Behinderungen zu maximieren", so Nick Dyer, Generaldirektor für humanitäre Hilfe und Entwicklung der FCDO.

Das IKRK hat im ersten Quartal 2022 unter Einsatz neuer Finanzierungsinstrumente bereits zwei weitere Projekte lanciert:
- Der IKRK-Transitionsfonds für Klima und Umwelt ist ein Projekt, in dessen Rahmen Umwelt- und Klimainitiativen bei den weltweiten Einsätzen des IKRK gefördert werden sollen.
- Im Rahmen des „Goma West Resilient Water Project" sollen sauberes und sicheres Trinkwasser für die steigende Bevölkerungszahl in Goma in der DRK und ein mittel- bis langfristig finanziell nachhaltiges Betriebsmodell bereitgestellt werden.

Basierend auf dem HIB arbeitet das IKRK schliesslich auch an einer Reihe neuer Finanzierungsmodelle, um weiterhin Menschen mit motorischen Einschränkungen in instabilen Situationen zu unterstützen.

 

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Chris Hanger, IKRK Genf, Tel.: +41 77 260 26 79
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Informationen zum Einsatz des IKRK zur Beendigung der Angriffe auf medizinisches Personal und Patienten finden Sie unter
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